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Zwangsheirat in Österreich. Studie zur Betroffenheit von Jugendlichen

Zielsetzung

In Österreich gab es keine repräsentativen Statistiken, welche Auskunft über die Zahl von Zwangsheiraten oder von Zwangsheirat bedrohten Personen geben. 2013 ging eine Schätzung von 200 jährlich betroffenen Mädchen und jungen Frauen aus. Vor dem Hintergrund der offenen Datenlage sollte daher eine bundesweite Prävalenzstudie durchgeführt werden, welche die Häufigkeit von Zwangsehen und deren Ausprägungen in Österreich abbildet. Diese erstmalige Studie zur Betroffenheit von Zwangsehen und deren Fallkomplexität bildet eine wesentliche Grundlage für eine Verbesserung der Dokumentation und der statistischen Erfassung des Phänomens in Österreich, um zukünftige Informationskampagnen, Präventions- und Unterstützungsangebote noch zielgerichteter anbieten und Schutzstrukturen und -programme ausbauen zu können.

Zielgruppe(n)

Personen mit Fluchthintergrund, aus Drittstaaten und der Europäischen Union; Österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger

Beschreibung

Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) befragte das Institut für Konfliktforschung unter der Leitung der Gewaltforscherin Birgitt Haller bundesweit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendhilfe zur aktuellen Situation zu Zwangsehen in Österreich. Der Forschungsbericht beleuchtet die Hintergründe von Zwangsehen und Warnsignale, aber auch welche Unterstützungs- und Handlungsmaßnahmen bestehen. Die Befragung ergab, dass im Jahr 2021 insgesamt 54 Fälle wegen des Verdachts von Zwangsheirat durch die Mitarbeitenden der Kinder- und Jugendhilfe befragt wurden. Die Studienautorinnen stellen fest, dass diese Zahl von 54 gemeldeten Fällen von Zwangsheirat im Jahr 2021 die Annahme von etwa 200 Fällen insgesamt pro Jahr bestätigt. Der Grund dafür ist, dass die Kinder- und Jugendhilfe grundsätzlich Personen bis zum Alter von 18 Jahren unterstützt, unter spezifischen Voraussetzungen bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres. Da viele Opfer von Zwangsheirat älter als 18 Jahre sind, werden sie von dieser Unterstützung gegebenenfalls nicht erfasst. Darüber hinaus gibt es eine Dunkelziffer, die zu beachten ist. Opfer von Zwangsheirat sind häufig Mädchen und junge Frauen der zweiten oder dritten Generation mit österreichischer Staatsbürgerschaft, unbegleitete Minderjährige und Frauen, die aus ihrem Herkunftsland zum Zweck der Zwangsheirat nach Österreich gebracht werden. Die Motive für eine Zwangsheirat sind dabei sehr unterschiedlich. Dazu zählen der Wunsch nach Kontrolle des Verhaltens beziehungsweise der Sexualität von Mädchen und Frauen, basierend auf traditionellen Geschlechtervorstellungen und dem Ehrkonzept. Ein weiteres Motiv kann die Bekämpfung tatsächlicher oder vermeintlicher Homosexualität sein, während in anderen Fällen Zwangsheirat als Konsequenz einer Vergewaltigung zur Wiederherstellung der "Ehre" erfolgen kann. Ökonomische Überlegungen können ebenfalls eine Rolle spielen, da eine Zwangsheirat die materielle Absicherung der Eltern oder Kinder ermöglichen kann.

Projektinformationen

Institution(en):
Österreichischer Integrationsfonds, Institut für Konfliktforschung
Projektzeitraum:
28.04.2021 - 25.04.2023
NAP.I Handlungsfeld(er):
Rechtsstaat und Werte, Gesundheit und Soziales
Links:
Forschungsbericht | Zwangsheirat in Österreich: Österreichischer Integrationsfonds ÖIF